Der Blutegel (Hirudo medicinalis) – ein „Fertigarzneimittel mit einzigartiger Wirkstoffkombination“ seit Jahrhunderten werden Blutegel bei den verschiedensten Erkrankungen erfolgreich eingesetzt.
Der eine oder andere hat vielleicht schon ganz unfreiwillig in Bächen oder Weihern mit ihnen Bekanntschaft gemacht. Blutegel kommen im Süßwasser in Europa, Nordafrika und Kleinasien vor. Im Wasser bewegen sie sich fasst delphinähnlich elegant. Durch ihren feinen Geruchsinn nehmen sie die Anwesenheit eines möglichen „Opfers“ war und schwimmen gezielt und schnell auf dieses zu. Drei Kieferplatten mit Calzitzähnchen besetzt, kommen nach dem Saugvorgang zum Einsatz und bohren sich in Sekunden durch dicke Haut. Die viel beschriebene medizinische Wirkung ist den bis zu 32 Speichelinhaltsstoffen (Hirudin, Egline, Bdelline und viele andere) zuzuschreiben, die gerinnungshemmend, gefäßerweiternd, antibakteriell, antithrombotisch, antientzündlich vor allem aber schmerzlindernd wirken. Durch die gefäßerweiternde Wirkung z.B. werden gerade die sauren Stoffwechselprodukte von Entzündungsherden abtransportiert und ermöglicht so einen Heilungsprozess.
Wer kann von der Blutegeltherapie profitieren?
Tiere mit
- Gelenkerkrankungen akuter und chronischer Art (Spondylosen, Arthrosen, Arthritiden)
- Hämatomen (Blutergüsse) vor allem am Ohr bei Hunden
- Wundheilungsstörungen
- Abszessen
- Nervenentzündungen
- Ekzemen
- Venenerkrankungen
Bei Pferden werden Blutegel sehr erfolgreich bei Hufrehe, Gelenkentzündungen, Muskelverhärtungen und Phlegmonen eingesetzt.
Was passiert bei einer Blutegeltherapie?
Der oder die Egel werden meist an Akupunkturpunkten z.B. am Gelenk angesetzt („Blutegelpunktur“). Innerhalb weniger Minuten hat sich der Egel festgebissen und beginnt zu saugen bis er seine Größe ungefähr verdoppelt hat (zwischen 15 und 90 Minuten). Er fällt dann ab und sollte auch nie vorher mit Gewalt entfernt werden. Es bleibt eine blutende Stelle, die sechs bis zwölf Stunden weiterblutet und bluten soll, um Stoffwechselprodukte und Bakterien auszuschwemmen.
Der therapeutische Effekt tritt teils unmittelbar nach der Therapie bis zu zwei Wochen später ein und hält häufig monatelang an. Dem Patienten ist kaum je der Biss des Egels unangenehm. Während des restlichen Saugaktes verhalten sich die Patienten unauffällig. Unerwünschte Arzneimittelwirkungen sind sehr selten. Allergische Reaktionen oder Wundinfektionen werden als solche beschrieben.
Woher kommen die Egel?
Heute sind Zuchtegel und die günstigeren, sogenannten Wildfänge erhältlich und nur gegen Rezept über Apotheke oder Tierarzt zu beziehen. Bei den Wildfängen besteht immer das Risiko, dass der Egel mit Blutparasiten, Bakterien oder Viren kontaminiert ist und diese beim Saugvorgang überträgt.